ein paar fensterläden zieren das gästebadfenster seit gestern. so lege ich heute gepflegt bei einem morgenkaffee die beine hoch und lese ... nanü! keine zeitung ist im postkasten! nundenn, greife ich eben auf vorhandenes zurück. ja, DAS hier ist genau das richtige. mal sehen, was es vor ca. 143 (150) jahren in meinem querfurter lande gab....
aha. der postdampfer ist von hamburg ausgehend, wieder einmal in die neue welt unterwegs. einige zeit vorher, und zwar vor rund 18 jahren kam es ja in kalifornien zu grossen goldfunden. da rauscht die entdeckerfreude natürlich auch durch europäische adern. mit dem postdampfer einfach mal hinübergesegelt und hinein ins getümmel... aber obacht: noch ist in "juh ess ejj" anders als ruhig, denn der bürgerkrieg tobte noch voriges jahr in übersee.
Interessant: die passagierzählung: 1. klasse: 16 passagiere, 2. klasse: 64 passagiere, zwischendeck: vollbesetzt. (welch konkrete zahlenangabe!, ob da einer merkt, wenn herr x aus k über bord...?! hmmm...)
was ist das hier, mal sehen...."rasirpulver für selbstrasirende"? rosenpomade komprimiert in blechdosen? interessant, lange, bevor das frauenhofersche institut entdeckte, dass man musikdaten in einem mp3-file komprimieren kann, übte der querfurter drogerist carl burow dies schon mit blechdosen. blumig!
huch! ein rätsel! welche ehefrau hat denn da der hafer... oder besser, welche annoncierende ehefrau?! was ist überhaupt ein...käsekorb??? Die Oeconomische Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz meint hierzu:
Der Käse-Korb, L. Fiscella, Fr. Claion, Cage, Cagerotte, ist ein hölzernes, an den Seiten und unten mit Spriesseln (Sprüsseln, Spreisseln) versehenes, oben aber ganz bedecktes Gerüst, mit 2 oder 3 Fächern, welches aussen an dem obern Theile eines Gebäudes fest gemacht, und zum Trocknen der darein gelegten Käse bestimmt ist. Einige lassen an den Seiten herum, und sodann auch über den Boden der Fächer, Leinwand ausspannen, damit die Käse rein bleiben, und weder die Fliegen und anderes Geschmeiß, noch der Staub, dieselben verunreinige.
jedoch vermute ich eher, dass es sich bei dem genannten käsekorb um so etwas wie einen vesperkorb handelt, welcher den feldarbeitern während der mittagszeit aufs feld gebracht wurde. und genau diesen scheint der unglücksrabe mückenheim bei seiner heimlichen geliebten vergessen zu haben... *ggg*
watt jibbeds nu? aha: in jüdendorf gibt´s musikfreuen tanz und louis rothmann sucht für sein tabak-geschäft in eisleben einen flotten verkäufer. hoffentlich ist mit flott auch das gemeint, was ich denke, ach ja, und gebt eure strhhüte bei amalie ab, die werden wieder wie neu!
... auch sonst gibt der arbeitsmarkt des jahres 1866 schon einiges her:
die aktuelle kapital-wirtschaft möge sich schämen, wir hängen arbeitsmarktlich gesehen einige schritte der vergangenheit hinterher!!!: anstellung finden: in oberschmon ein schmiedegeselle, in barnstedt ein tischlergeselle sowie ein lehrling, sogar OHNE lehrgeld zu bezahlen; in weidenbach ein schafsknecht; in rossleben ein bäckerlehrling; in liederstedt ein schmiedelehrling und in querfurt ein weiterer bäckerlehrling.
hah! das isses! hochaktuell: die energiesparlampe! 6 stunden licht für nur einen pfennig! Lig-ro-ine machts möglich. wattn dat?! hier gibt wikipedia abhilfe:
Leichtbenzin, namentlich Ligroin, wurde bereits seit 1850 zur Chemischen Reinigung verwendet, weswegen es auch als Waschbenzin oder Fleck(en)benzin bezeichnet wurde. Verkauft wurde es zu diesem Zweck in kleinen Mengen in Drogerien, Apotheken oder Kaufläden.
Die früheste Verwendung von Ottokraftstoffen im Fahrzeug ist die Beschreibung von Leichtbenzin in der Patentschrift zum Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1886 als "leichtflüchtiges Oel". Dies konnte das etwas schwerere, dort namentlich genannte, Ligroin oder das etwas leichtere Gasolin sein. quelle: wikipedia
zurück zur zukunft! auch sonst ist die vergangenheit doch recht zukünftig! klöber vom querfurter kirchplan zum beispiel: der verkauft nun seinen drucker... hmm... lexmark, brother? oder was! was es allerdings mit der ganz neuen höhle auf sich hat!? *schulterzuck und weiterles*
oha, die leidigen aussenstände scheinen wohl ein alte deutschgesellschaftliche untugend zu sein. ich vermute, das arzneimittelgeld ging für einen neuen mantel drauf, der alte ging ja verloren, sogar in meinem heimatdorf obhausen!
na, nun wirds doch mal spannend! frech sein zahlt sich einfach nicht aus. da sagt man einmal zum nachbarn " du dooofe nuss" schon kommt ein richter daher und verdonnert einen zu einer finanziellen strafe, bei unbezahlbarkeit zu gefängnis. als ob die schmach nicht noch reicht, darf die doofe nuss das auch noch in der tagespresse publik machen! uff. moral: immer schön artig mit die nachbars!
so, die zeitung ist fast ausgelesen. hier gibts noch feine sachen aus der such- und find- abteilung: eine heilige gans fehlt. denn ich bin mir gan(s) sicher, dass dieser dunkle fleck ein heiligenschein ist und diese gans auch noch auf den namen auguste hört... oder?! dann gibst noch tiere, theils schafe und theils hammel, zu verkaufen. ab wo sind sie denn hammel, ab den vorderläufen? ab der lende, oder wie?! oh, hier: ein gut beschriebener schlohweisser spitz mit brauner(!) nase (ich möchte nicht wissen, wo der überall geschnüffelt hat! ) ist abhanden gekommen. vor ankauf wird gewarnt. richtig: der hehler ist wie der stehler!
den abschluss unserer weihnachtlichen zeitungsschau bildet wiederum das hamburger postschiff, dieses mal von übersee kommend. die sehr schnelle reise von 11 tagen und 19 stunden spülte folgendes an den englischen strand: 89 passagiere, 70 briefsäcke, 329,833 dollars contanten. wobei letztere keine tanten sind (dies zur beruhigung) niederländische synonyme für "contanten": kas, kasgeld (bedeutet: geld, bargeld). somit wären wir wieder beim käsekorb voller geld gelandet. der kreis, respective: lesezirkel, ist geschlossen....
tschö, bis zur nächsten zeitungsschau. diese kommt bestimmt, denn schliesslich bin ich ja im falschen jahrhundert geboren... so und nachher wird das schöne wetter genutzt. hach. kurzweil bis denne, euer jenne.
Kommentar schreiben