Ein Zimmer in einer anhaltinischen Stadt. Der Junge schaut gelangweilt aus dem Fenster. Dabei balanciert er mit ungeahnter Geschicklichkeit auf der Lehne eines wackligen Stuhles. - Oh, Mann! Ist das wieder langweilig!, denkt er laut. Dies soll sich im nächsten Augenblick ändern... Da! was ist denn das? Am Fenster huscht eine Gestalt vorüber, und zwar von OBEN!!! Kurz darauf lugt das Gesicht einer neugierigen Person ins Dunkel der Stube. DAS ist Hannah!
Ein "Guck nicht, komm lieber mal hier raus!" durchflüstert die Fensterscheibe. "Was?!" ruft der Junge, "Was willst Du denn?"- Das Mädchen zeigt auf die Haustür - Dort angekommen,reisst der Junge diese weit auf: " Wer bist du denn! Ich kenne dich nicht! was willst du!" sprudelt er los - "Moment, also immer der Reihe nach, in Ordnung?!" japst Hannah. "Ich heisse Hannah, Hannah von Oben! und ich komme auch von dort..!" "Von wo?!" unglaubt der Junge. "Na von dort, dort oben, ich komme irgendwie immer von .... oben.!", rollt Hannah mit den Augen. Der Fuss wippt. "Du, ich hab jetzt gar keine Zeit zum plaudern, wie heisst du denn?!" - "Ich? Pit, Pit Hoffmann." "Aha, Pit! Höre mal, du Pit! Kannst du mir ein Fahrrad leihen?!"
" Ja aber... es gibt hier viele Menschen mit einem Fahrrad, wieso sollte ich..." "Haaach, Männer! Höre zu, Du Tatenbremse! Ich muss unbedingt ins Altersheim zu einer Frau Grochot! Schaffe ich es nicht, bis gegen Sieben wieder hier zu sein, gibt es arge Probleme. Höre! Euer Haus beherbergt ein Geheimnis! Hmm, nun bin ich mir gerade nicht sicher, Dir dies unbedingt anzuvertrauen. Und da ich nachher eh wieder hierher muss, liegt es ja nahe, dass ich mir Dein Rad ausborge, dito!? Der Junge zögert kurz... "Ein Ge...heimnis, sagst du?, und mit einem Satz holt er aus den Tiefen des grossen Flures sein Rad. "Aber ich fahre, und nehm Dich mit. Ich bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich Dir mein Rad geben könnte.". Ein kurzes Augenverdrehen, und schon sitzt Hannah hinten auf. Ihre Hände ängsteln sich klammernd am Fahrer fest, während das klapprige Gefährt durch die Gassen eiert. Zeugen werden später berichten, sie wären mit einem Affenzahn gefahren.
"Perfekt!", ruft Hannah begeistert, während beide scheppernd zu Boden krachen "Direkt vorm Altersheim gelandet, das gibt eine Eins, Herr Bruchpilot." "Ich kann Dir gleich eine Eins geben", knirschelt Pit, der im Augenblick mit der Tatsache kämpft, dass er eigentlich garnicht so recht weiss, warum er sich auf diese ungehobelte Person einlässt. Ach ja, das Geheimnis! Na, wehe, mein Frollein, wenn an der Geschichte nichts dran ist, grummelt er in die Speichen des Vorderrades. An der Rezeption werden sie von einem "Halt, wohin!" gestoppt. "Zu meiner Oma, Frau Grochot, ins Zimmer fünfzehn!," schiesst Hannah prompt ein wenig über das Ziel hinaus. "Na..." beäugt die wachhabende Schwester die beiden Ankömmlinge, "dann aber Marsch und leise bitte!!" Pit hört dies schon nicht mehr, im Gehen fragt er "Das ist deine Oma?!, "Was? Iwo, komm jetzt!", feixt Hannah.
Während Hannah die Tür zum Zimmer mit der Nummer fünfzehn aufreisst, verdeckt ein grösser werdender Schatten die Rezeption. "Wo ist das Mädchen mit der Mütze hingegangen", brummt eine tiefe und eigentümlich schnarrende Stimme von oben. "Ach sie sinds, Herr Doktor" antwortet blinzelnd die Schwester ins Licht, "Das ist die Enkelin von der Frau Grochot aus der fünfzehn!" - Der Schatten baut sich noch mehr auf: "Was für eine Enkelin? Die hat keine, und wenn, dann werde ich..." verstummt er abruppt. "Ja?", hakt die Krankenschwester nach. "Nichts! Passen sie lieber auf, dass hier nicht jeder ein und ausgeht, wie es ihm beliebt!",brummt´s und geht in den langen Flur. Die Schwester ringt nach Luft.
`Warum ist der Doktor so grantig? Was will Hannah bei einer fremden Frau? Und was will ich hier eigentlich?!`, denkt sich Pit., als er sich hinter Hannah langsam in den Raum von Frau Grochot schiebt... Nun, wir werden es bald erfahren...
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