endlich komme ich auch mal dazu: ich veröffentliche die bilder einer zeitreise, welche mir der kaufrausch zufällig in die real existierenden augen spülte. tatsächlich schlummern sie schon seit dem 03 .juni 2011 in meinem bildarchiv und wollen ans licht. denn just an jenem tage begab es sich, dass ich dem kauftempel zwischen leipzig und merseburg gelegen, einen besuch abstattete. und während das mitgefahrene wesen den auslagen verfiel, verfiel ich der gerade dort aufgebauten wanderausstellung. denn diese holte mich in die erste hälfte meines leben... (tipp: bildklick vergrößert)
ddr alltagsbekanntschaften
... und tatsächlich:lebenszeittechnisch habe ich gute chancen, reell die zwei "ismen" zu vergleichen, habe ich doch die erste hälfte im real existierenden sozial-ISMUS gelebt und durchwusele mich nun durch den real existierenden kapital-ISMUS ( obgleich dieser gern auch soziale marktwirtschaft in einer demokratie genannt wird - demokratisch ist er aber eischendlisch so, naja, nur aller vier jahre?! ;-) ) und so freute ich mich unvoreingenommen, die alten bekannten hier im kapital-marktwirtschaftlichen tempel günthersdorf zu trefffen...
ddr brumm brumm
ja was war das für eine wiedersehensfreude! da stand inmitten der ganzen liebevoll reparierten brummbrumms der marke "simson-vogel" mein alter gefährte der jugend-sturm-und-drang-obhausen-budenbau-zeit! mein star hatte aber die farbe des habichts, und war somit: besonders. im übrigens fuhr der gute vom großen bruder übernommene geselle locker 75 km/h und ließ somit bei bedarf manchen s51 auf der strecke... hach...
büro und foto
hach, und manch alten freund traf ich auch hier. ich hatte glück mit meinem frühen hobby. die erste beirette kaufte ich mir mit zehn jahren für 19,50 mark (ohne tasche). darauf waren nur drei symbole: wolke, baum und mensch. und dennoch habe ich ihm viele bilder aus meiner schulzeit zu verdanken. von wandertagen, von den selbstgebauten buden, von den ersten "waschhaus-partys" und und und. später kamen viel bessere apparate hinzu, doch meine beirette hat den thron der "ersten kamera"...
camping
natürlich wurde kamera auch hierhin mitgenommen: zum camping. auch aus dieser zeit gibts ein paar schöne schnappschüsse, aber davon ein andern mal. camping war im sterne-hotel-armen land eine gefragte und vielpraktizierte alternative. hier waren helle möbel-köpfe am werk. galt es doch, eine zusammenklappbare wohnungseinrichtung in den "großraum" eines trabants zu bekommen. doch irgendwie klappte es immer, am ziel angekommen, ließ der sternrekorder keine kulturellen wünsche offen...
konsum
oha, ein breites betätigungsfeld, und doch mit preisstabilität. dieser ist zu danken, dass ich noch heute nen ddr-einkaufszettel zusammenrechnen kann, ohne vorher im laden gewesen zu sein: 2 brötchen (10 Pf), 2 flaschen milch (0,72 M), ein vier-pfund-brot (1,24 M) und eine schlagersüßtafel (0,80 M) kosteten von rostock bis suhl zusammen 2 mark und 86 pfennig. dabei waren viele industrieartikel qualitativ ne messe wert, noch weit über die gesetzliche garantie hinaus. einige geräte sind heute noch benutzbar, nach über 30 jahren! (wenn man vom design absieht ;-) ...
küche
sprelacart hieß das zauberwort der unverwüstlichen küchenoberflächen (für neugierige: wikipedia weiß: sprelacart ist zusammengesetzt aus Spremberg, Laminat und Carton) und diese waren auch notwendig. der mangel an wohnraum (welcher übrigens 40 jahre lang bestand) brauchte eine oberfläche, auf welcher nicht nur speisen zubereitet, babys gewindelt oder kinderspielzeug hin- und hergeschoben wurde, sondern sie musste auch hygienisch zu reinigen sein und obendrein optisch ansprechen.
unsere elterliche sprelacart-küche hielt meine ganze erste lebenshälfte hindurch. erst dann wurde sie durch ein westmodell ersetzt. ps. die waage oben sowie 19 der "pünktchen"-plastebecher besitze ich heute noch. froi.
schlafzimmer
da ist nicht viel zu sagen: bis zum 5. lebensjahr stand mein gitterbett drin. danach durfte ich mir mit meinen zwei älteren brüdern das kinderzimmer teilen ca. 3,5 m x 2,5 m anfläche. dank erhöhtem doppelstockbett plus unterschieb-liege auf rollen gings. das schlafzimmer war immer verschlossen: mein vater war polizist und die kinder hatten ja keinen waffenschein ;-) . auch versteckte in diesem zimmer immer der weihnachtsmann einiges vor weihnachten...
schule und kinder
da isse nun, unser alter klassenraum! pos soja kosmodemjanskaja hieß unsere schule und stand, richtig, in meinem kleinen obhausen. auch jetzt kann man noch etwas über die jung hingerichtete partisanin in wikipedia finden. unsere schule machte mich immer neugierig: grosse flure und hohe räume sowie ein riesiger dachboden lockten förmlich, das ehemalige herrenhaus zu erkunden. leider kam es nie dazu. die kindergartenliegen kenne ich auch noch gut. obwohl hart, schliefen die zwerge gut drauf. nur jenne nicht. der quasselich. deshalb "durfte" ich auch gleich vorn an der tür schlafen...
waschküche
unsere waschmaschine stand auf der anderen hofseite des schmalen hofes in der zetkin nummer achtzehn. ein waschraum wurde von fünf mietern genutzt. in der mitte des betonfussbodens thronte ein grosser waschkessel, in welchem die wäsche mit einem riesigen holzlöffel gerührt wurde oder auch mal beim schlachten die wurstsuppe. zuerst hatten wir eine WM 66 (siehe bild) nebst stuhlschleuder, später ne romo mit integrierter schleuder....
wohnstube
unsere zeitreise endet im gemütlichen wohnstübchen. und tatsächlich sind diese mustertapeten gut getroffen. welche übrigens ein gesamtdeutsches phänomen zu sein scheinen, denkt man an fam. heinz becker zum beispiel. nungut, geschmack entwickelt sich, die schrankwand wiwena-favorit konnte ich relativ zeitig durch überzeugung der elternteile als einzelelemente im wohnraum verteilen. die "wohnfront" war besiegt. so bleibt mir noch ein dank an die initiatoren der günthersdorfer zeitmaschine zu schicken: danköööh nud gern mehr davon!
mehr jennefotos gibts hier: jennes denkgelage-fotolabor.
ahoi und immer bereit! euer jenne
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